Converting Possibility



Spiegelung



Assemblage



Dieter Zander

Lebenslauf

1944 Geboren in Bergen auf Rügen (Vorpommern), die frühe Kindheit bei der Großmutter auf Rügen verbracht, da die Familie in Berlin ausgebombt wurde und der Vater 1944 als vermisst galt.
1951 - 1960 Besuch der 17. Grundschule in Berlin-Mitte
1960 - 1961 Versandarbeiter bei der DEWAG-Werbung Berlin
1961 - 1964 Ausbildung zum Baumaler bei VEB Ausbau Berlin
1963 Eintritt in die SED
1963 - 1965 Abendstudium an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee bei Prof. Walther Heisig
1965 - 1971 Studium der Malerei an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee bei Prof. Fritz Dähn. Diplom.
seit 1971 Freischaffender Maler in Berlin (Ost)
1971 - 1989 Mitglied des Verbandes Bildender Künstler der DDR
bis 1976 Öffentliche Aufträge und Bildankäufe
1976 Ausschluss aus der SED wegen unsozialistischer Lebensweise, Schädigung des Ansehens der Partei und grober Verletzung der Pflichten eines Genossen.

Rückzug ins Private

bis 1989 Gesellschaftliche Ausgrenzung durch politische Willkürmaßnahmen der DDR, welche nach dem Mauerfall und der Deutschen Einheit relativiert wurde.
seit 1991 Mitglied im Berufsverband Bildender Künstler (BBK) Berlin
1999 Rehabilitierung nach dem 2. SED-Unrechtsbereinigungsgesetz für die Jahre 1976 - 1990

Lebt und arbeitet in Berlin

Expertise

PD Dr. Gerd-Helge Vogel

Dieter Zander: Spiegelungen – oder:
Die Wirksamkeit des philosophischen Gesetzes der Negation der Negation


«Mephistopheles. Ein Teil von jener Kraft,
Die stets das Böse will und stets das Gute schafft. […].
Ich bin der Geist, der stets verneint!
Und das mit Recht; denn alles, was entsteht,
Ist wert, dass es zugrunde geht;»
(Goethe, Faust I, Studierzimmer, Vers 1335-1340)

Überblickt man Dieter Zanders (* 1944) künstlerisches Schaffen, das nach Studienabschluss an der Berliner Kunsthochschule Weißensee unter Prof. Dähn zunächst 1971 mit der Niederlassung als freischaffender Maler hoffnungsvoll begann und bereits 1976 mit dem Ausschluss aus der SED wegen «unsozialistischer Lebensweise» jäh abbrach, dann zeigt sich, dass in ihm die Hegelsche Dialektik – das philosophische Gesetz der Negation der Negation - wirksam wurde.

 Sozialisiert unter den Anforderungen des sozialistischen Realismus überwand er diese Position, mit der er unter den Spannungen des SED-Regimes längst gebrochen hatte, nach erzwungener produktiver Schaffenspause durch die radikale Verneinung dieser ihm verhassten Standpunkte, die die ideologische Propagandakunst grundsätzlich dem angepassten Staatskünstler abverlangte. So erklärt sich Zanders künstlerischer Neubeginn mit dem Wiedereintritt in den Berliner Berufsverband Bildender Künstler in jeder Hinsicht als konsequenter Bruch mit der Vergangenheit, um nun mit Hilfe der Orientierung an den Positionen der westlichen Moderne und Postmoderne jegliche Reste von Spuren des sozialistischen Realismus in seinem Schaffen zu tilgen. Dies gelang in den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts zunächst durch die intensive Auseinandersetzung mit dem Werk der zweiten Generation der Expressionisten, die seit 1918 ihre Desillusionierung durch Krieg und Not auf ähnliche Weise künstlerisch verarbeitet hatten, wie dies Dieter Zander nun mit der Aufarbeitung der bedrückenden Lebensumstände unter dem diktatorischen Regime erfolgreich gelang. «Die Welt zerdacht in Raum und Farbe» in einer Berliner Galerie war im Jahre 2005 eine seiner Ausstellungen, wo man diesem inneren Kampf der Überwindung des Alten und den Aufbruch zu Neuem anhand solch eindrucksvoller Werke wie «Schwarze Sonne» oder «Gegenlicht» nachzuspüren vermochte. In ihren weitgehend abstrakten Formen- und Farbzergliederungen zertrümmerte er jegliche Bindung mit dem Realismus, der sich einst selbst den Namen «sozialistisch» gegeben hatte.

 In der ersten halben Dekade des neuen Jahrtausends differenzierte er die neu gewonnenen Positionen abstrakter Formenauflösung und expressiver Farbintensität unter dem Motto «Polarität als Prinzip», indem er u. a. mono- und bichrome Strukturbilder schuf, die vergleichbar mit dem Anliegen von Jackson Pollock und seinem Tachismus das herkömmliche Schönheitsideal und die Desillusionierung der Hoffnung auf eine‚ ‹heile Welt› als gesellschaftliche Lüge brandmarken. «Melancholie», «Das Ja und Nein in allen Dingen» und ähnliche gemalte «Bildreliefs» veranschaulichen auch unter den Bedingungen einer ungegenständlichen Malerei das Leiden des Künstlers an der Realität. Ergänzt wurde diese Schaffensphase durch monumentale Köpfe und durch Collage-Bilder. Während sich in der ambivalenten bzw. bipolaren Sicht der monumentalen Köpfe eine gleichzeitige Fern- und Nahsicht des menschlichen Antlitzes ergibt, wo sich unter «neorealistischem Ansatz» gleichermaßen individuelle Intimität und gesellschaftliche Repräsentanz offenbaren, erlauben die intelligenten Materialcollagen Zanders eine tiefgründige, assoziationsreiche Sicht auf die gesellschaftlichen Verhältnisse, die wie etwa beim «Über allen Gipfeln ist Ruh» oft in (selbst-) ironischer Brechung gespiegelt werden.

 Seit der zweiten Dekadenhälfte des ersten Jahrzehnts des 21. Jahrhunderts ringt Dieter Zander wieder um einen künstlerischen Neuansatz in seinem Schaffen, um zur abermaligen philosophischen Aufhebung dessen zu gelangen, was er in der Wendezeit als Gegensatz zum sozialistischen Realismus konzipiert hatte. Mit der abstrakt-expressiven Formensprache hatte er gegenüber dem Frühwerk aus der Erfahrung des sozialistischen Realismus eine völlig neue künstlerische Qualität geschaffen, die nun, nach neuer Desillusion durch die Wirklichkeit, abermals nach einer neuen Ausdrucksform verlangte. Nach Hegels Lehre entsteht durch die Negation der Negation eine neue Qualität, die sich durchaus vom ursprünglichen Ausgangszustand stark unterscheidet und dennoch Wesentliches dieser Ausgangsform bewahrt, um so auf qualitativ neuer Stufe den geänderten Anforderungen besser gerecht werden zu können. Der Faktor Zeit, der rasante Veränderungen für jedes gesellschaftliche Wesen bringt, fordert vom Künstler, der mit seiner Kunst Antworten auf die Fragen seiner Gegenwart sucht, Wandel. Dieser Wandel, der sich inhaltlich oder stilistisch oder sowohl als auch manifestieren kann, folgt Hegels philosophischem Gesetz der Negation, d. h. die Formulierung einer kritischen Antithese gegenüber dem Bisherigen unter Einschluss bzw. «Aufhebung» des Vorherigen. Zander ist in seiner jüngsten Kunst diesen Weg des Denkens und Handelns gegangen, denn seine unter der Rubrik «Spiegelungen oder Möglichkeiten zum Konvertieren» geschaffenen Werke knüpfen mit seiner Wieder - Zuwendung zu Positionen einer realistischen Malerei bewusst an Traditionen der Vorvorigen Schaffensweise an, weshalb er in seiner Kunst von neosozialistischem Realismus spricht.

 Dieser Rückkehr zum Figurativen, zum Anekdotischen, zum Belehrenden und Offenbarenden in der Darstellung seiner individuell erlebten und reflektierten Wirklichkeit bedeutet selbst unter dem Epitheton «neosozialistisch» nicht zwangsläufig Rückkehr zu ideologischer Propaganda und weltanschaulichen Scheuklappen, vielmehr erhebt er den humanistischen Anspruch, der vordem unter den Bedingungen des sozialistischen Realismus ins Pseudohumanistische abgetriftet war, auf die zukünftige Erfüllung oder Annäherungen an die einstigen gesellschaftsutopischen Hoffnungen, die es wert sind, von der Gesellschaft als Zielvorgabe verfolgt zu werden. In subjektiver Sicht vermag er so paradigmatisch aktuelle soziale, kulturelle und individuell-familiäre Themen aufzuarbeiten, die ihm selbst wie den Betrachtern aus Sehgewohnheiten des traditionellen Historienbildes eine selbstreflektorische Orientierung geben!

PD Dr. Gerd-Helge Vogel

Kontakt

Bitte füllen Sie zur Kontaktaufnahme das folgende Formular aus. Denken Sie auch daran, Ihre eigenen Kontaktmöglichkeiten vollständig zu hinterlegen. Vielen Dank.

Ihr Name:


E-Mail / Telefon:


Nachricht:



Impressum

Dieter Zander – Florastraße 11 – 13187 Berlin
Mail: Bitte das Kontaktformular benutzen – Web: www.dieterzander.de

Konzeption, Gestaltung, Portraits & Reproduktionen: Schekalla + Schekalla

Haftungsausschluß
Der Betreiber von www.dieterzander.de ist nicht verantwortlich für die Inhalte verlinkter Seiten außerhalb des eigenen Internetauftritts. Änderungen und Irrtümer vorbehalten.

Copyright / Urheberrecht
Alle Arbeiten und Bilder auf www.dieterzander.de sind urheberrechtlich geschützt. Das unerlaubte Kopieren, Publizieren oder Verändern ist ohne vorherige ausdrückliche und schriftliche Erlaubnis nicht gestattet.